Die kunstvolle Gestaltung schöner Schriftzüge von Hand ist nicht nur Grafikern vorbehalten, sondern entwickelt sich immer mehr zu einem beliebten Hobby. Ob individuelle Glückwunschkarten, pfiffige Sinnsprüche zum Einrahmen oder fantasievoll gestaltete Bullet Journals: Wenn auch du mit dem Gedanken spielst, kleine Kunstwerke aus Buchstaben zu erschaffen, dann solltest du jetzt weiterlesen.
Für wen ist Handlettering geeignet?
Fast jeder Mensch hat sich schon einmal unbewusst mit der Kunst des Handletterings beschäftigt, denn das Zeichnen fantasievoller Buchstaben gehört zu den kreativen Ablenkungen, die viele Schüler unter der Bank betreiben. Wenn du bereits in der Schulzeit nie genug davon bekommen konntest und deine Schreibblöcke immer eine individuelle Note aufwiesen, dann ist Handlettering genau das richtige Hobby für dich! Keine Angst: Eine besonders schöne Handschrift ist nicht nötig, um in der Kunst der Schriftgestaltung erfolgreich zu sein. Da du durch regelmäßiges Üben verschiedener Schriftarten aber bald ein Bewusstsein für ästhetische Feinheiten entwickeln wirst, kann es gut sein, dass sich auch deine Handschrift durch das neue Hobby verbessert. Kurz gesagt: Handlettering ist für jeden Menschen geeignet, der Freude an kreativen Tätigkeiten hat und gerne etwas Neues ausprobieren möchte.
Von der Kalligrafie zum Handlettering
Schon in früheren Zeiten entwickelten Menschen eine große Kunstfertigkeit in der Schriftgestaltung, besonders beim Kopieren heiliger Texte von Hand. Aber auch mittelalterliche Urkunden zeugen häufig von der hochentwickelten Kunst der Kalligrafie, welche besonders in den europäischen Klöstern und Talmudschulen gepflegt wurde. Im asiatischen Raum ist das Gestalten mit Tusche und Feder bis heute präsent und übte unter anderem erheblichen Einfluss auf die Entwicklung künstlerisch gestalteter Mangas aus. Aufgrund des meditativen Charakters der Kalligrafie gehört sie zu den anerkannten Zen-Künsten, welche bis heute in vielen Klöstern Japans gelehrt werden. Aus diesen Traditionen entwickelte sich später das Handlettering, welches über viele zeichnerische Elemente verfügt und dabei auf unendliche Gestaltungsfreiheit und moderne Materialien setzt.
Wie fange ich am besten an?
Deine ersten Gehversuche im Handlettering müssen nicht teuer sein. Tatsächlich kannst du mit einigen haushaltsüblichen Finelinern und ein paar Blättern Druckerpapier bereits ansprechende Ergebnisse erzielen. Für weitere Gestaltungsmöglichkeiten empfehlen wir dir folgende Grundausstattung:
- Papier: Entscheide dich am besten für eine Qualität mit besonders glatter Oberfläche. Dies schützt deine Brushpens vor dem frühzeitigen Verschleiß. Das Papiergewicht sollte 100 g/m2 nicht unterschreiten. Hierdurch stellst du sicher, dass die Farbe nicht durchschlägt. Dies ist besonders wichtig, wenn du deine Werke in einem Skizzenbuch verewigen oder ein ästhetisches Bullet Journal gestalten möchtest. Besonders gut fündig wirst du bei Markenherstellern wie Clairefontaine, Hahnemühle oder Tombow. Zum Üben eignet sich außerdem das Rhodia DotPad, welches über ein fein gedrucktes Punktraster verfügt.
- Brushpens: Pinselstifte besitzen eine variable Spitze, sodass die Strichbreite durch gekonnt dosiertes Aufdrücken variiert. Je nach Ausführung ist die Spitze empfindlich, weshalb Brushpens nur auf sehr glattem Papier verwendet werden sollten. Falls du Einsteiger bist, empfehlen wir dir, auf eine Variante mit Plastikspitze wie den Tombow Fudenosuke zu setzen. Hast du bereits Erfahrung im Handlettering gesammelt, lohnt es sich, den Dual Brush Pen von Tombow auszuprobieren. Er bietet eine feine Spitze sowie eine Pinselspitze und ist in 96 verschiedenen Farben erhältlich. Weitere empfehlenswerte Ausführungen gibt es von Edding oder Pentel.
- Fineliner: Nicht alle Schriftarten verlangen nach einer variablen Strichbreite. Schlichte Versalien sowie dreidimensionale Lettern lassen sich deshalb mit einem Fineliner besser realisieren. Wähle am besten eine wasserfeste Ausführung, damit sich die Schrift nachträglich ohne ungewollte Farbverläufe kolorieren lässt. Hochwertige Varianten sind unter anderem von Staedtler, Sakura oder Edding erhältlich.
- Marker: Für farbige Effekte sind Marker gut geeignet, die von verschiedenen Herstellern und in vielen Tönen verfügbar sind. Hierbei gilt: Gekonnte Akzente mit Farben zu setzen ist eine Kunst für sich, die zu erlernen besonders viel Spaß macht.
- Bleistift & Radiergummi: Anfangs fühlst du dich wahrscheinlich sicherer, wenn du deinen Entwurf mit Bleistift vorzeichnest, damit kleine Malheurs sich korrigieren lassen. Nutze hierfür am besten einen weichen (B) oder mittelharten (HB) Bleistift, der nicht in das Papier eindrückt und sich gut radieren lässt.
Alphabete und Techniken
Viele Einsteiger empfinden es als Erleichterung, auf einige bewährte Vorlagen zurückzugreifen. So bietet das Buch »Handlettering. Die 33 schönsten Alphabete mit Rahmen, Ornamenten und Bordüren« von Norbert Pautner eine gute Grundlage, um sofort mit dem Üben zu beginnen. Einige Tipps:
- Zum kleinen Einmaleins des Handletterings gehört das gekonnt dosierte Aufdrücken des Brushpens. Hierbei gilt: Ein Aufstrich sollte mit einer feineren Strichstärke ausgeführt werden als ein Abstrich. Beginne deshalb am besten mit einfachen Übungsreihen, in denen du einzelne Buchstaben wiederholt ausführst, um nach und nach das komplette Alphabet einer Schriftart zu erobern.
- Mache dich mit verschiedenen Schriftarten vertraut. So erwirbst du eine große Gestaltungsfreiheit und kannst bald virtuos zwischen Schreibschriften, Großbuchstaben oder Druckschriften wechseln.
- Arbeite am Anfang sehr langsam, um jedes Detail sauber auszuführen. Beachte dabei auch den korrekten Neigungswinkel der Buchstaben. Mit zunehmender Erfahrung wirst du dein Tempo steigern können. Der Schreibrhythmus sollte dennoch stets gleichmäßig bleiben.
- Der optimale Winkel des Stifts zum Papier beträgt 45°. So bleibt deine Handhaltung entspannt und du kannst die meditative Ruhe deiner Tätigkeit ganz unverkrampft genießen.
Wenn du keine Gelegenheit hast, einen Kurs für Handlettering zu besuchen, dann nutze am besten die zahlreichen Anleitungen, die du im Internet findest. Ob auf YouTube oder zahlreichen Do-it-yourself-Websites: Lass dich von den Erfahrungen verschiedener Könner inspirieren. Dies hat den Vorteil, dass du viele Techniken und Styles kennenlernst, um eines Tages deine eigene unverwechselbare Formensprache zu entwickeln.